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Sonderausstellung Analogrechner

Die Geschichte des Computers beginnt nicht digital/diskret, sondern mit Geräten, die im Kontinuierlichen rechnen: mit Analogcomputern. Vom "Mechanismus von Antikythera" der Antike über den Rechenschieber des Barock zu den mechanischen, elektromechanischen und schließlich elektronischen Analogrechnern ab den 1920er-Jahren hat das analoge Rechnen eine reichhaltige Geschichte zu bieten und stellt im 20. Jahrhundert eine Alternative zum Digitalcomputer dar, von der heute nur noch die wenigsten wissen. Auf dem diesjährigen Vintage Computing Festival Berlin wollen wir deshalb in einer Sonderausstellung an den Analogcomputer und analoges Rechnen erinnern und rufen Sammler, Restauratoren und Programmierer dieser Geräte auf, ihre Schätze nach Berlin zu bringen, um sie dort auszustellen und vorzuführen. Von der ungewöhnlichen Art ihrer Programmierung durch "Wiring" analog-elektronischer Schaltungen auf den Patchboards, über ihre reichhaltige Design- und Industriekultur bis hin zu Fragen der Aktualität analogen Rechnens in zeitgenössischen Anwendungen sollen Analogcomputer auf dem Festival vorgeführt und ihren digitalen "Kollegen" gegenübergestellt werden. Ein Workshop von Prof. Dr. Bernd Ulmann, dem Kurator des Analogrechnermuseums in Bad Schwalbach, wird interessierten Besuchern zudem die Programmierung dieser Geräte an einfachen Beispielen näher bringen. Spiele, Grafikdemonstrationen und sogar Sound-Erstellung mit Analogrechnern runden die ungewöhnliche Erfahrung der Welt kontinuierlich verrechneter Spannungen ab.

Rhythmogramm-Analogrechner mit RGB-Laserprojektion

Zwischen 1953 und 1965 beschäftigte sich der hauptsächlich als Architekturfotograf bekannte Heinrich Heidersberger (1906-2006) mit generativer Kunst. Er konstruierte eine raumfüllende Maschine zur Erzeugung von Lissajousfiguren, die er Rhythmogramme nannte. Sie kamen u.a. als SWF-Sendelogo sowie auf einem noch heute existieren Wandbild in der Ostfalia in Wolfenbüttel zum Einsatz. Bei der Pendelmaschine handelt es sich um einen mechanischen Analogrechner. Die Rhythmogramme sind deshalb als frühe Computergrafiken anzusehen. Benjamin Heidersberger, Sohn des Fotografen, hat im Jahr 1979 einen elektronischen Analogrechner zur Simulation der Pendelschwingungen durch drei Filter konstruiert. Bei diesen sind Frequenz, Amplitude, Phase und Dämpfung getrennt einzustellen. Weitere Module erlauben die Summation der Einzelschwingungen, eine Taktsteuerung sowie in einer getrennten Einheit die Manipulation des Ergebnisses durch einen Funktionsgenerator. Neben der Darstellung auf einem Oszilloskopschirm wird die Ausgabe auf einem selbstgebauten RGB-Laserprojektor gezeigt. Die Grundfarben werden durch dichroitische Spiegel zu weißem Licht gemischt und über einen Galvo in x- und y-Richtung abgelenkt. Die Laserdioden sind in der Helligkeit modulierbar. Benjamin Heidersberger, Stand 27


Analogcomputer aus dem Medienarchäologischen Fundus und dem Signallabor

Im Medienarchäologischen Fundus und dem Signallabor des Fachgebiets Medienwissenschaft gibt es verschiedene Analogcomputer aus den 1960er- und 1970er-Jahren, die in Forschung und Lehre eingesetzt werden. Hierzu gehören ein röhrenbasierter Heathkit EC-1, eine MEDA 42 von Aritma AT, ein Telefunken RAT700 mit Knott-Großbild-Oszilloskop, ein Telefunken RA742 mit Digital-Expander, sowie zwei Analog-Lehrcomputer: Leybold Haeraus mit XY-Schreiber und Texas Instruments LabKit Pro. Wir laden dazu ein, mit den Systemen zu programmieren, zu experimentieren und zu spielen (auf dem RA742 ist ein "Tennis for Two" installiert). Dr. Stefan Höltgen, Stand 28


Analog-Hybridrechner HDR75

1975 wurde an der Ingenieurhochschule Dresden ein kleiner Analog-Hybridrechner unter dem Namen HDR75 entwickelt, der auch einen Monitor für die Anzeige der Lösungen enthielt und damit ohne Zusatzgeräte genutzt werden konnte. Er wurde vorrangig in der Ausbildung eingesetzt. Das ausgestellte Gerät ist leider nicht mehr zu 100% in Ordnung, kann aber trotzdem mit einfachen Aufgaben noch vorgeführt werden. Thomas Falk, Stand 29


Drei Generationen von Analogrechnern aus dem Computermuseum Paderborn (HNF)

Auf einem EAI Mini-AC von 1971 sind drei Schaltungen vorgesehen: Ball im Kasten, Lorenz-Attraktor und Geschossflugbahn; letztere benutzt den Funktionsgenerator. Der Mini-AC ist ein Hybridrechner mit TTL-Logik. Ein sehr kleiner und entsprechend eingeschränkter Analogrechner von ca. 1980 verwendet den 741; er wurde für Kurvendarstellungen im Schulunterricht an der Universität Paderborn entwickelt. Als Studie in Vorbereitung für einen Analogrechner ohne Steckbrett zeige ich eine Eigenentwicklung mit Stromeingängen und verschiedenen Funktionsmodulen. Heinz Nixdorf MuseumsForum und Rainer Glaschick, Stand 30


Simulation dynamischer Systeme mit Analogrechnern

Gezeigt werden ein frühes Modell einer GTE EA-22, ein kleiner Heathkit-Analogrechner sowie eine EAI-180. Auf der EA-22 wird ein einfaches Automobil mit grundlegenden Trägheitseffekten simuliert, das über einen Joystick gesteuert werden kann, wobei das Ziel ist, eine vorgegebene Rennstrecke zu "durchfahren". Die Ausgabe erfolgt hierbei auf einem Plotter. Hierbei sollte die Rennstrecke möglichst fehlerfrei, d.h. ohne Überfahren der vorgegebenen Strecke und in möglichst kurzer Zeit durchfahren werden. Auf der EAI-180 wird ein chaotisches System gezeigt werden. Prof. Dr. Bernd Ulmann, Stand 31


Standplan

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Seite zuletzt geändert am 2020-07-08